Obritzberg (Obritzberg-Rust)


Gemeinde Obritzberg-Rust

Ortsgeschichte

Etwa auf halber Strecke zwischen St. Pölten und Krems liegt die Marktgemeinde Obritzberg-Rust. Im Gemeindegebiet fanden sich jungsteinzeitliche Schüsseln und Fragmente bronzezeitlicher Töpfe sowie anderer Gegenstände ebenso wie ein Gräberfeld aus der Hallstattzeit (zwischen Groß- und Kleinrust) und ein spätrömerzeitliches Steingrab mit einer Bronze-Gewandfibel.

Der Ortsname Obritzberg dürfte auf den althochdeutsch-bairischen Personennamen Abreht (Otbreht, von Adalbert) zurückgehen. 888 verlieh König Arnolf seinem Ministerialen Heimo, dem Sohn des Witigowo, auf dessen Eigengut in Grunzwiti (heute Grünz) Gerechtigkeiten, dies unter der Bedingung, dass ein fester Wehrbau errichtet werde als Zufluchtsstätte und Wachstation. Diese Burg wurde namensgebend für den Grunzwitigau, der auf den Familienbesitz der Witigowo-Heimo um Grünz zurückgeht. In diesem Gau hatte auch das Salzburger Hochstift reichen Grundbesitz, später das Hochstift Passau. Die Burg ging in Kuenringischen Besitz (1100-1297) über. Erstmals urkundlich erwähnt findet sich der Name Obritzberg 1151 in einer Bestätigung der Güter des Erlaklosters als Otbrechtesperge. Das Ortsgericht lag bei der Pfarrherrschaft Obritzberg, das Landgericht bis 1585 bei Markersdorf, dann Walpersdorf und Viehofen. Die Kirche wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts von der Mutterpfarre Mautern aus gegründet und unter den Kuenringern zur Pfarrkirche erhoben. Die Wehranlage - eine Fliehburg - war von einer Ringmauer umgeben und hatte eine Burgkirche (St. Laurentius, die spätere Pfarrkirche) samt Pfarrhof aufzuweisen.

Bei der ersten Türkengefahr in den Jahren 1525 bis 1529 wurde die Anlage als Zufluchtsort bestimmt und hielt auch den Angriffen stand. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erhielten die Herren von Puchhaim das Patronat und unterstützten auch das neu aufgekommene Luthertum, indem sie beispielsweise protestantische Prediger anstellten. Während des Dreißigjährigen Krieges kam es zu Plünderungen vor allem durch kaiserliche Hilfstruppen. Im Türkenjahr 1683 standen fast alle südlich und östlich des Dunkelsteinerwaldes gelegenen Ortschaften in Flammen, so auch Obritzberg. Die Kirche und der Pfarrhof brannten ab.

Im Jahre 1791 stieß man beim Bau eines Brunnens für Pfarrhof und Schule auf Steinkohlenflötze; der Abbau wurde aber bald wieder eingestellt, da er sich als zu kostspielig erwies. Von wirtschaftlicher Bedeutung war der Abbau von Quarzsand, der u. a. in der k. k. priv. Spiegelfabrik in Viehofen einen Absatzmarkt fand. 1833 brannte das Dorf Obritzberg nieder. 1850 entstand die Ortsgemeinde Obritzberg, die 1883 in die Gemeinden Obritzberg und Kleinrust getrennt wurde. Bereits 1873 baute man eine Wasserleitung. Von 1880 bis 1928 gab es in Kleinrust ein weiteres Kohlenbergwerk; auch „blauer Ton“ wurde gefördert. 1900 wurde das Post- und Telegraphenamt errichtet, 1922 das elektrische Licht eingeleitet. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs tobten um Obritzberg heftige Kämpfe. Der Kirchturm wurde dabei zerstört.

1967 wurden die Gemeinden Obritzberg und Kleinrust wieder vereint. 1971 wurde die Gemeinde Hain eingemeindet. Mit Beschluss der Niederösterreichischen Landesregierung vom 12. Mai 1987 erhielt Obritzberg-Rust ein Wappen verliehen: Ein gespaltener Schild, vorne in Gold ein rotbewehrter schwarzer Löwe, hinten in Gold fünf schwarze Querbalken. Im Jahr 2004 wurde Obritzberg-Rust zur Marktgemeinde erhoben.